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Wolf & Weidetierhaltung

In der Gemeinde Rietz-Neuendorf ist in den vergangenen Jahren eine Zunahme der Nutztierrisse (insb. in Weidetierhaltung) durch die ebenfalls zunehmende Wolfspopulation zu beobachten. Neben den wirtschaftlichen und emotionalen Auswirkungen auf die Nutztierhalten, stellt sich in diesem Zusammenhang nach der Zukunft der Weidetierhaltung, der vertretbaren Wolfsdichte (Wölfe / Fläche) und dem Anrecht auf Tierwohl der Weidetiere.

Die Gemeinde Rietz-Neuendorf tritt dabei für ein Miteinander von Wolf und Mensch ein, dass nicht ausschließlich die Belange des Wolfes in den Fokus nimmt. Angesichts der Entwicklung der Populationen und Lernfähigkeit des Wolfes muss auch die Frage nach besserem Schutz der Weidetiere, Begrenzung der Population und der gezielten Entnahme gestellt werden.


Bei Fragen zu Schadensfällen und Rissgutachten, der landesweiten Koordinierung von Schadensmanagement und Prävention inklusive Tierhalterberatung und übernehmen Herdenschutzberatung und Schadensbearbeitung wenden Sie sich bitte an das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU).


Räude beim Wolf in Rietz-Neuendorf

Auch wenn selbstverständlich keine Information der "Experten" direkt an die Gemeinde ging, möchte ich Ihnen dennoch nicht den nachfolgenden Artikel der Tagesschau zum Thema Räude am Wolf in unserer Gemeinde vorenthalten:


Brandenburg

Debatte nach Räude-Fällen: Jagdverband will kranke Wölfe in Brandenburg töten dürfen

Stand: 23.01.2024 18:51 Uhr

Laut Landesjagdverband ist die Räude bei Wölfen in Brandenburg auf dem Vormarsch. Der Verband fordert daher, Wölfe in das Jagdgesetz aufzunehmen. Wolfsexperten sprechen bei der Parasiten-Erkrankung von einer natürlichen Todesursache. Von Tony SchönbergFälle von Räude bei Wölfen sorgen derzeit in Brandenburg für Uneinigkeit. So erklärte der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) nun, dass die Parasiten-Krankheit auf dem Vormarsch sei und reagierte damit am Dienstag auf einen Bericht des rbb aus der vergangenen Woche.

Jagdverband meldet Räude-Fälle aus ganz Brandenburg

Nach dem Fund eines toten Tieres Anfang des Jahres in Rietz-Neuendorf (Oder-Spree) sprachen Wolfbeauftrage im Auftrag des Umweltamtes von "Einzelfällen" der Erkrankung und das diese "generell nicht problematisch" seien.

Der Geschäftsführer des Jagdverbandes Kai Hamann hält nun dagegen und unterstellt Verschleierung von Tatsachen. "Wir haben Kontakt mit Wolfsexperten im gesamten Land, die uns berichten, dass von Beginn der Wiederbesiedlung des Wolfes in Brandenburg die Räude in dieser Population vorkommt", sagt Hamann. "Durch den stark angestiegenen Bestand, ist die Häufigkeit jetzt auch deutlich nach oben gegangen, weil die Übertragungswege kürzer sind."

Entsprechend gebe es auch mehr Fälle der Tierkrankheit. Hamann zufolge liegen dem Verband im Zeitraum von vergangenem November bis Mitte Januar insgesamt rund 30 Videoaufnahmen von Jägern und Wildkameras vor, die Räude-kranke Tiere zeigen [ljv-brandenburg.de]. Diese stammten hauptsächlich aus dem Osten sowie Südosten Brandenburgs.

Keine offiziellen Zahlen in Brandenburg

Offizielle Zahlen gibt es allerdings nicht. Da die Räude nicht meldepflichtig ist, gebe es kein Amt oder Institut in Brandenburg, welches valide Aussagen zulasse, die über ein Bauchgefühl hinausgehen, sagte Thomas Frey, Sprecher des Landesumweltamtes (LfU) am Dienstag.

In einer schriftlichen Antwort teilte er weiter mit: "Das LfU führt keine Statistik zu Räude-Erkrankungen bei Wölfen. Dementsprechend sind uns Aussagen zur Entwicklung der Räude im Land Brandenburg unmöglich. Auch die im Institut für Zoo und Wildtierforschungen an Totfunden von Wölfen gewonnenen Erkenntnisse lassen keine Aussage zur Entwicklung der Räude bei Wölfen in Brandenburg zu."

Zwei der insgesamt 40 Wolfsbeauftragten im Land erklärten dem rbb in der vergangenen Woche, dass ungewöhnliche Entwicklungen bei Räude im gemeinsamen Austausch kein Thema seien.

Jäger wollen kranke Wölfe schießen dürfen

Dennoch fordert der Jagdverband, Wölfe in das Jagdgesetz aufzunehmen, um kranke Tiere töten zu können. "Stark mit Räude befallene Wölfe leiden qualvoll, sind kaum noch in der Lage selbst zu jagen und werden zumeist aus dem Rudel verstoßen", sagte Dirk- Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes in einer Mitteilung.

Die Tiere von ihrem Leid zu erlösen, sei unter der derzeitigen Gesetzeslage allerdings nicht möglich, da sie streng geschützt sind. "Wenn wir in der freien Wildbahn ein Tier, was dem Jagdrecht unterliegt - beispielsweise ein mit Räude befallener Fuchs - sehen, dürfen wir das Tier erlösen", ergänzt Geschäftsführer Kai Hamann. "Beim Wolf müssten wir zugucken, wie er qualvoll zugrunde geht, erfriert oder verhungert." Eine Bekämpfung der Krankheit durch den Einsatz von Medikamenten in der Natur komme nicht in Frage. Köder könnten nicht gezielt ausgelegt werden und kranke Tiere weiterhin mobil.

Wolfsbeauftragte: Räude ist natürliche Todesursache

Forderungen des Jagdverbandes, den Wolf in das Jagdgesetz aufzunehmen, bezeichnet der ehrenamtliche Wolfsbeauftrage im Kreis Oder-Spree, Lutz Ittermann, am Dienstag als "völligen Bullshit". Er verwies erneut auf die Räude als natürliche Todesursache unter Wildtieren und Regulativ der Bestände. Der Wolf sei dort neben anderen Wildtieren, wie Füchsen, Marderhunden oder Waschbären nicht herauszuheben. Ittermann mahnt vor voreiligen Schritten und unnötigen Eingriffen in die Natur. Vielmehr sieht er hinter dem Vorstoß des Jagdverbandes politisches Kalkül unter dem Mantel des Tierwohls.

Auch vom LfU heißt es, dass zwar vor allem bei jüngeren Wölfen die Folgen der Räude tödlich verlaufen können. Erkenntnisse aus den Monitorings legen aber nahe, "dass ältere Wölfe die Räude häufiger folgenlos überstehen." Das bestätigt auch Ittermann.

Tötung von verletzten oder auffälligen Wölfen bereits möglich

Dem Wolfsbeauftragen zufolge, gibt es außerdem bereits Möglichkeiten, kranke und verletzte Wölfe zu töten. Das LfU hat - auch eigenen Angaben nach [lfu-brandenburg.de] - eine sogenannte Schadenshotline eingerichtet. Dort können Funde gemeldet werden. Veterinäre würden dann zur Begutachtung beauftragt und könnten entsprechende Schritte einleiten. Der Jagdverband bezeichnet das Prozedere allerdings als zu langwierig und will den Weg bis zur Tötung verkürzen.

Darüber hinaus erklärt der Sprecher des Umweltamtes Frey, dass Räude bei Wölfen auch zu auffälligem Verhalten führen kann. Eine Tötung bei "für den Menschen problematischem oder aggressivem Verhalten" sei der Brandenburger Wolfsverordnung nach möglich. Seit 2018 seien so insgesamt drei erkrankte Wölfe entnommen worden.


Quelle: Brandenburg: Debatte nach Räude-Fällen: Jagdverband will kranke Wölfe in Brandenburg töten dürfen | tagesschau.de / Stand 24. Januar 2024

"Wolfsberatung" am 04. April 2022

Am Montag, dem 04. April 2022 hat der Landkreises Oder-Spree zu einer erneuten Gesprächsrunde im Zusammenhang mit dem Thema "Wolf & Weidetierhaltung" geladen.

Zu diesem Treffen waren unter anderem Vertreter:

  • des Landtages (Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, AfD),
  • der Landkreise (Landrat & Fachämter),
  • das Landesamtes für Umwelt (LFU),
  • der Bauern und Jäger,
  • die Gemeinde Rietz-Neuendorf (vertreten durch den Bürgermeister) und
  • betroffene Schäfer anwesend.

Dabei wurden auch die steigenden Zahlen der Wolfsübergriffe auf Weidetiere und deren Folgen dargestellt. Das Landesamt für Umwelt nahm die Hinweise für die Überarbeitung der Wolfsschutzverordnung zur Kenntnis und schilderte seinerseits die Fördermöglichkeiten präventiver Maßnahmen (Wolfsschutzzäune, etc.) sowie  die Möglichkeiten der finanziellen Entschädigung aufgrund vom Wolf verursachter Schäden dar.

Grundsätzlich ging es allen Beteiligten darum, ein Miteinander von Mensch und Wolf so zu gestalten, dass sowohl Naturschutz wie auch die Weidetierhaltung bestmöglich berücksichtigt werden.

Aus Sicht der Gemeinde besteht die Hoffnung, dass insbesondere die Vetreter des Landtages verstanden haben, dass der aktuelle Umgang, in dem auf eine exponentielle Entwicklung der Wolfspopulation durch die Ausweitung der Schutzmaßnahmen (sprich: immer mehr und höhere Zäune) reagiert wird, nicht nachhaltig sein kann. Letztendlich dienen die Schutzmaßnahmen und Entschädigungen lediglich der Linderung der Syptome, nicht aber einer langfristigen Lösung der stetig steigenden Anzahl an Übergriffen (zumal der Wolf ein lernfähiges Tier ist).

Mein besonderer Dank gilt dem Landrat, der sich trotz zahlreicher weiterer Krisen diesem konfliktreichen Thema gestellt hat, und den Schäfern, die mittlerweile mehr aus Überzeugung als aus wirtschaftlichen Beweggründen, die ursprüngliche und tiergerechte Weidetierhaltung aufrechterhalten.

Oliver Radzio
Bürgermeister